Cannabis und Entwicklungspolitik Die Bedeutung nachhaltiger Entwicklung für die globale Debatte über Cannabispolitik

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Millionen von Menschen haben in den letzten Jahrzehnten ihre Lebensgrundlage auf der illegalen Cannabiswirtschaft aufgebaut. Doch Länder, die traditionell Cannabis produzieren, und Cannabisbäuer*innen im globalen Süden sehen sich mit großen Hindernissen konfrontiert am aufstrebenden legalen Cannabisgeschäft teilnehmen zu können. Die Förderung nachhaltiger Entwicklungsperspektiven für traditionelle Züchter*innen in gesetzlich regulierten Cannabismärkten hat in der politischen Debatte bisher kaum Aufmerksamkeit erhalten. Im neu entstehenden legalen Cannabismarkt nehmen im globalen Norden ansässige Unternehmen eine dominante Rolle ein – dem gegenüber steht der Versuch einen “gerechten Übergang” für beteiligte Akteur*innen des bisher illegalen Cannabismarktes zu ermöglichen und im Sinne der nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) sicherzustellen, dass “niemand zurückgelassen wird”.

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Transnational Institute

Cannabis cultivation, Jamaica, 2019, TNI/Martin Jelsma

Wichtigste Punkte

  • Millionen von Menschen haben in den letzten Jahrzehnten ihre Lebensgrundlage auf der illegalen Cannabiswirtschaft aufgebaut. Doch Länder, die traditionell Cannabis produzieren, und Cannabisbäuer*innen im globalen Süden sehen sich mit großen Hindernissen konfrontiert am aufstrebenden legalen Cannabisgeschäft teilnehmen zu können.
  • In der sich entwickelnden Dynamik regulierter Märkte ist es von entscheidender Bedeutung, dass die sozioökonomischen Bedürfnisse und Rechte dieser traditionellen Cannabisproduzent*innen bei dieser historischen drogenpolitischen Wende nicht übersehen werden.
  • Die Befähigung von Kleinerzeuger*innen muss im Mittelpunkt von Regulierungsmodellen stehen. Das erfordert Maßnahmen wie die Unterstützung von Cannabisanbaugenossenschaften und den Aufbau von technischen Kapazitäten um sicherzustellen, dass ein größerer Anteil der Wertschöpfungskette im Produktionsland erhalten bleibt und an Kleinbäuer*innen und die lokale Gemeinschaft zurückfließt.
  • Die derzeitige politische Dynamik zur gesetzlichen Regulierung von Cannabis für den nicht- medizinischen Gebrauch deutet auf den Ausschluss traditioneller Cannabisanbaugebiete und eine komplette Importsubstitution hin, die den regulierten Markt vollständig mit Erzeugnissen aus inländischen und hauptsächlich Indoor- oder Gewächshausanbauanlagen beliefert.
  • Die schnell wachsenden legalen Cannabismärkte werden zunehmend von Unternehmen erobert. Der Anbau verlagert sich mehr und mehr vom globalen Süden in den globalen Norden, von Kleinbäuer*innen zu großen Unternehmen und von Outdoor nach Indoor – all dies mit negativen Auswirkungen auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs).
  • Der Mythos, dass Kleinbäuer*innen nicht in der Lage seien, grundlegende Qualitätsstandards zu erfüllen und die internationalen Good Agricultural and Collecting Practice (GACP) Richtlinien einzuhalten, muss in Frage gestellt werden. Dies gilt nicht nur für Freizeitmärkte, sondern auch für medizinische Cannabismärkte, auf denen die Produktzertifizierung aus guten Gründen die höchsten Standards erfordert.
  • Weitere Argumente für die Einbeziehung traditioneller Bäuer*innen finden sich in den Qualitätsvorteilen einheimischer Cannabissorten sowie in den negativen Umweltauswirkungen und dem enormen CO2-Fußabdruck der bei der Indoor-Anbau anfällt.

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